Nord-pas-de-Calais

Nun wettern wir hier im Hafen von Calais kurz aufeinander folgende Tiefdruckgebiete ab. Regen, viel Wind und durchziehende Fronten wechseln sich ab. Wir nehmen es so wie es kommt, der Sommer kommt einfach nicht in Gang, ich bin mir nicht sicher, aber in Deutschland ist es wohl ähnlich. Oder haben wir uns in der Jahreszeit geirrt? Es gibt immer auch mal sonnige Stunden, aber dann folgt wieder eine Schlechtwetterfront, oder es folgt eine kalte Nacht, mit einstelligen Temperaturen. Die Frage, ob ein Sommer, bzw. ein Segeltörn bei sommerlichen Wetter stattfindet, lässt sich immer ganz gut daran messen, wie oft man im Cockpit sitzend frühstücken kann, oder abends im Cockpit sitzt. Wir sind jetzt gut 5 Wochen unterwegs, im Cockpit gefrühstückt? 3- oder 4-mal! Wir sitzen zum Frühstück im Keller (gemeint ist der Salon). Nicht das es im Salon nicht gemütlich wäre, aber in der Sonne sitzend ist es doch sommerlicher. So genug gejammert. Was unternehmen wir?

Wir haben uns Calais angesehen, tatsächlich eine Stadt, der man sich mit Geduld nähern muss und die erst auf dem zweiten Blick schön ist, dann einiges zu bieten hat. Wir gucken uns die Sehenswürdigkeiten an, es sind 3 oder 4 Dinge, die hat man schnell durch. Ich finde Justine, eine nette Friseurin, die mir die Haare schneidet, wieder muss alles mit „Händen und Füßen“ abgesprochen werden, sie spricht kein Englisch, ich nur wenige Worte Französisch. Aber für 20 € gibt es einmal waschen, legen, föhnen. Nun gut, eine Frisur bei mir ist ja kein Hexenwerk. Und sie ist die Inhaberin eines kleinen Friseursalons, hat ihren Hund im Schaufenster liegen, der ab und an durch den Salon fußelt und gestreichelt werden will und es läuft Radio „NRJ“, also gute Musik. Wir gehen jeden Tag zu den Fisch-Verkaufs-Pavillons am mittleren Hafenbecken. Hier gibt es frischen Fisch, Austern, Muscheln, Gambas, und vieles mehr in super guter Qualität. Einfach lecker. Und wir gehen mehrfach ins gegenüber liegende Café-de-Minck. Eine echte Institution. Französischer und ursprünglicher kann ein Café nicht sein. Da das Wetter schlechter wurde, sitzen wir jetzt drinnen im Café. Jeder neue Gast, der das Café betritt, begrüßt uns mit Handschlag, spricht ein paar Worte mit uns, die wir immer mit: Merci, bonjour Monsieur, c´a va bien und einem Lächeln erwidern. Beim ersten Mal dachten wir, es wäre Zufall oder eine Verwechselung? Nein, es ist einfach so und gehört dazu. Man begrüßt sich mit Handschlag, spricht ein paar Worte. Wir begrüßen nunmehr auch, wenn wir ins Café kommen die anderen Gäste mit Handschlag. Für uns völlig ungewohnt, ich fühle mich tatsächlich an meine Berufsausbildung erinnert, damals begrüßte man sich auch jeden Morgen mit Handschlag, das war verbindlich und damals selbstverständlich. Heute ist das ja kaum noch üblich, aber im Café-de-Minck fühlt sich das passend, richtig, notwendig und gut an. Man trinkt ein oder zwei Café, geht danach seiner Wege. Könnten wir doch dieses Café mit nach Hildesheim nehmen……

Dann gehen wir zu France-car. Mieten uns einen Wagen, erstaunlich günstig. Der Plan ist, einige Ausflüge ins Nord-pas-de-Calais zu unternehmen und unsere Vorräte an Bord aufzufüllen. Gerade Getränke stellen immer ein Problem dar. Die unterwegs zu kaufen und zu Fuß zum Boot zu schleppen, ist eine blöden Aufgabe und echte Herausforderung. Wir fahren zum Carrefour-Supermarkt, der direkt am Eurotunnel-Einkaufszentrum liegt und eigentlich nicht Supermarkt, sondern Megamarkt heißen müsste. Ein riesig großer Supermarkt in einem noch größeren Shopping-Center. Wir hatten Carrefour aus früheren Frankreich-Besuchen immer als super gut in Erinnerung, extrem gute Auswahl und spitzen Qualität. Das Niveau lag damals deutlich über dem Niveau der deutschen Supermärkte. Brot, Käse, Fleisch, Aufschnitt und Fisch an Bedientresen. Leider mussten wir feststellen, dass die Qualität nachgelassen hat, das Niveau liegt mittlerweile leicht unter dem deutscher Supermärkte, es ist irgendwie „industrieller“ geworden. Auch in Frankreich scheinen sich die Zeiten zu ändern. Aber zum Auffüllen unsere Vorräte immer noch zu gebrauchen und wir kennen ja die Fisch-Verkaufs-Pavillons und den Markt in Calais für die frischen Waren. Wasser, Milch und alkoholfreies Bier bunkern wir in großen Mengen. Tatsächlich haben wir die gesamten Bestände an alkoholfreien „Desperado-Virgin-Bier“ aufgekauft. Das Desperado-Virgin-Bier hat mir am Strand von Calais super lecker geschmeckt und ich habe mich total gefreut dieses Bier im Carrefour-Supermarkt zu finden. Nun befindet sich der gesamte Bestand an Bord der Ulysses. Seit ich keinen Alkohol mehr trinke, fällt mir oft auf, wie dünn das Angebot an wirklich gut schmeckenden nicht alkoholischen Getränken ist, das gilt für die Gastronomie ebenso wie für den Supermarkt. Du findest 50 Sorten Bier mit Alkohol, und nur 5 Sorten ohne. Und versuch mal 2 oder sogar 3 Flaschen alkoholfreies Weizenbier zu trinken, ab der zweiten Flasche schmeckt das meist nach Abwaschwasser. Ich denke dann manchmal mit etwas Wehmut an die Zeiten, als ich 3 Flaschen Weizenbier mit Alkohol und 3 Ramazotti getrunken habe. Da ging es einem so:

Alles gut, wir haben unseren Einkauf und unsere Vorräte im Mietwagen verstaut und dann an Bord der Ulysses gebunkert, das reicht hoffentlich für den Rest der Reise. Thema erledigt. Der Mietwagen ist erwähnenswert. Ein Dacia Sandero mit Automatik und Navigation. Nachdem ich alles auf „Deutsche Sprache“ umgestellt habe, ist er uns richtig ans Herz gewachsen und dieses rumänische Fahrzeug kutschiert uns zuverlässig durchs wirklich schöne und sehr reizvolle Nord-pas-du-Calais.

Witzig finden wir, dass die Stimme der Navigation einen leichten Sprachfehler (Sigmatismus) hat, wir fragen uns, ob das therapierbar ist? Und sehr angenehm ist, dass du mit dem französischen Kennzeichen nicht sofort als Tourist auffällst, fast schon integriert bist, als Einheimischer angesehen wirst. Vielleicht deshalb auch der Handschlag im Café-de-Minck???

Witzig finden wir, dass die Stimme der Navigation einen leichten Sprachfehler (Sigmatismus) hat, wir fragen uns, ob das therapierbar ist? Und sehr angenehm ist, dass du mit dem französischen Kennzeichen nicht sofort als Tourist auffällst, fast schon integriert bist, als Einheimischer angesehen wirst. Vielleicht deshalb auch der Handschlag im Café-de-Minck???

Gute Nacht es ist schon spät. Fortsetzung folgt.

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