Rolling Home

Nun war die Reise doch anders als geplant zu Ende gegangen. Defekter Saildrive und eine längere Zwangspause in CUX, das war völlig unerwartet und eine echte Herausforderung. Ich habe eine Woche Arbeit in einer Werft in CUX investiert und Ulysses hat nun einen neuen Saildrive und einige Überarbeitungen am Motor erfahren. Das Ergenis: Sie läuft (gefühlt) besser als zuvor und die Antriebseinheit gibt mir wieder ein sehr sicheres Gefühl. Ich muss immer an den Spruch von meinem Freund Dirk denken: Segeln bedeutet man schraubt sich von Hafen zu Hafen. Zum Glück bietet CUX eine hervorragende Infrastruktur für solche Aktionen, sicher habe ich darauf gehofft, dass der Saildrive noch etwas durchhält und ich die Reparatur im Winterlager 2024/2025 hätte ausführen können. Nun habe ich es in CUX erledigt und kann im Winterlager andere Arbeiten ausführen: „think positive“

Die letzte Etappe zurück nach Fehmarn segele ich zusammen mit meiner Tochter Louisa, sie hat gerade Zeit nach dem Ende ihres Studiums und warten auf ihre Noten und einen Termin zur mündlichen Prüfung. Wir fahren am Donnerstag, 15.08. gemeinsam mit Michaela nach CUX und starten noch am Nachmittag um den Flutstrom Richtung Hamburg zu nútzen, bei Sonnenschein und leichten Wind aus W kommen wir sehr gut voran und gehen Abends um 20 Uhr durch die Schleuse in Brunsbüttel. Diemal ohne Wartezeit, geht doch. Jetzt sind wir wieder im NOK, übernachten hinter der Schleuse Brunsbüttel. Eine sehr dumme Entscheidung, ich kann diesen Liegeplatz defintiv nicht empfehlen, er liegt strategisch sehr gut, aber das war es dann auch schon. Man findet keine Ruhe, der Lärm aus der Schleuse und das Schraubenwasser der vorbeifahrenden Berufsschiffahrt sind schon enorm. Am nächsten Morgen starten wir bei strömenden Regen und fahren die gut 100 km durch den NOK, es ist sozusagen die Bewährungsprobe für den neuen Saildrive und die Qualitätskontrolle der von mir durchgeführten Arbeiten. Zum Glück hört es nach dem Mittag endlich auf zu regnen, wir machen eine Pause in Rendsburg, gönnen uns ein leckeres Eis in der legendären Eisdiele am NOK und kommen dann zum späten Nachmittag in Kiel an, gehen durch die Schleuse (diesmal mit 30 Minuten Wartezeit) und fahren bis in den Yachthafen von Laboe. Wir genießen nach dem langen Tag unter Motor eine Pizza im Yachthafen. Am nächsten Morgen segeln wir die letzte Etappe von Laboe nach Fehmarn, erst bei wenig Wind, später kommt leichter Wind auf, mit Code-0 und Groß erreichen wir tatsächlich bis zu 7 Knoten, das macht bei viel Sonne und glattem Wasser total viel Spaß. Ein seglerisch sehr schöner Abschluß dieser Reise. Wir erreichen am Nachmittag den Yachthafen von Burgtiefe, hier geht nun die Reise zu Ende, nach gut 1.650 Nm und 13 Wochen sind wir zurück in unserem „Heimathafen“. Es fühlt sich schon komisch an, nach so einer langen Reise zurück zu kommen und die doch so vertraute Hafeneinfahrt zu befahren. Es kommt einem vor, als wäre man gestern erst los gefahren, alles kommt einem so vertraut vor.

Zeit für ein Fazit und eine abschließende Bewertung:

  • Hat sich die Reise gelohnt?
    Ja, definitiv, es war die bisher längste und beeindruckendste Segelreise mit diesem Boot. Die Reise war angelegt als längere Segeltour in die Nordsee mit Schwerpunkt dieses Revier von See und von Land kennenzulernen. Sicher hatten wir in der ersten Woche sehr viel Glück mit dem Wind, der Ostwind hat uns gut, sicher und schnell bis nach Harlingen (NL) gebracht. Danach hat uns das Wetter sehr im Stich gelassen, die vielen Tiefdruckgebiete und das damit einhergehende schlechte Wetter haben uns oft geärgert. Aber wir haben das Beste daraus gemacht, uns seglerisch zurück gehalten, uns viele sehr schöne Städte angesehen und die bereisten Länder (NL, UK, F, B) sehr gut kennengelernt. Die Reise hat sich sehr gelohnt, es tut gut sich 13 Wochen auf dem Boot aufzuhalten, nach 4 Wochen kommt es einem wie ein richtiges Zuhause vor, man hat viel Abstand vom Alltag und das Leben auf doch relativ wenig Raum (bzw. Fläche) erscheint einem ausreichend, es fehlt einem nichts, im Gegenteil, man fragt sich warum man das ein oder andere mitgenommen hat, man braucht es nicht. Dieses minimalische Dasein führt gleichzeitig dazu, dass man sehr entschleunigt und abschaltet. Auch der Abstand zu Tageszeitung, Nachrichten, etc lässt einem mehr zur Ruhe kommen.
  • Was war der schönste Ort, was war der schlimmste Ort?
    Das kann man so nicht sagen, es gab viele sehr schöne Orte und nicht unbedingt wirklich schlimme Orte. Ein echter Höhepunkt war defintiv London. Diese Stadt mit dem eigenen Boot zu bereisen ist ein beeindruckendes Erlebenis und ich kann es nur empfehlen. Sicher ist es navigatorisch und seglerisch nicht ganz trivial auf der Themse bis London zu segeln, aber bei guter Vorbereitung ist es machbar und auch beeidruckend. Und London ist teuer, wir haben unterwegs Segler getroffen, die empfohlen haben in Dover zu liegen und mit dem Zug nach London zu fahren. Das würde ich definitiv nicht machen, wenn London, dann mit dem eigenen Boot und in St.-Katharine-Dock direkt neben der Tower Bridge, mehr geht nicht. Nach London haben uns sehr gut gefallen: Amsterdam, Hoorn, Calais, Harlingen, CUX, Marker Wadden, Veersemeer. Zu all diesen Orten habe ich in den Beiträge berichtet und Bilder gesendet, ich würde all diese Orte wieder besuchen. Weniger gefallen haben uns Dünkirchen (Dunkerque) und Queenborogh. Aber auch zu diesen Orten habe ich berichtet. Und Dünkirchen kann man durchaus, als Übernachtungshafen nutzen. Queenborogh liegt halt strategisch günstig und bietet sich als Etappenziel auf den Weg nach London an. Kein Sehnsuchtsziel, aber um eine Tide abzuwarten ist es ok.
  • Würdest du die Reise noch einmal machen? Was würdest du anders machen?
    Definitiv würde ich diese Reise noch einmal machen. Es war eine spannende und schöne Erfahrung ein neues Revier (die Nordsee) zu besegeln. Es war wichtig und richtig längere Zeit unterwegs zu sein, neue Eindrücke zu gewinnen und Zeit zu haben. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen, diese Reise und das Revier haben uns so gut gefallen, dass wir darüber nachdenken die Ostsee zu verlassen. Anders machen, bzw. ändern würde ich die technische Ausrüstung des Bootes. Ich werde die Energieversorgung an der Ulysses so umbauen (Solar und Windgenerator), dass man autark und ohne Landstrom auskommt. Es gab unterwegs viele schöne Liegeplätze, ohne Stromanschluss. Um dort längere Zeit zu bleiben ist diese technische Ausrüstung unbedingt erforderlich.

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